Eine anstrengende Trainingswoche liegt hinter der 2ten Mannschaft und fand mit einem 0:1 beim Testspiel in Werl einen erfreulichen Abschluss. Am Donnerstag schufteten die Spieler unter Anleitung von Kristina, was mittlerweile zur Tradition während der Vorbereitungsphasen geworden ist. Als selbstständige Fitnesstrainerin ist sie genau die richtige Ansprechperson, wenn es darum geht, Kreisligakicker wieder in die richtige Form zu bekommen. Als es am Sonntagnachmittag zum Testspiel gegen die Preußen aus Werl ging, klagten einige der Spieler noch immer über einen spürbaren Muskelkater. Das Gejammere wollen wir aber an dieser Stelle nicht weiter thematisieren, sondern schwenken herüber zum Geschehen in Werl.
Herrliche Bedingungen für eine Abkühlung in der Möhnesee, nicht jedoch für intensiven Premiumsport. Die Sonne ballerte vom Firmament und die Luftfeuchtigkeit trieb einem den Schweiß schon beim Sitzen aus den Poren. Der Naturrasen war in einem guten Zustand, wenngleich das satte Grün den Ball ordentlich abbremste.
Aufgrund der Session mit Kristina und den Witterungsbedingungen war nicht mit Vollgasfußball über 90 Minuten zu rechnen. Dementsprechend gemächlich gestaltete sich das Geschehen auf dem Platz. Die Werler Preußen, die eine schwierige Phase durchmachen (dazu kommen wir am Ende noch einmal), versuchten die Kontrolle zu übernehmen. Die schnellen Außenspieler wurden mit Schnittstellenpässen gesucht, doch zeigte die Defensive dieses Mal auch von Beginn an eine konzentrierte Leistung. Steffen Foschepoth hielt die rechte Abwehrseite dicht und wurde von Lars Hansner mit einigen Sprints unterstützt. Auf der linken Bahn kümmerten sich Marcell Siering und Lars Hilsmann eher um offensive Momente.
Hochgefährliche Situationen waren im ersten Durchgang eher eine verknappte Ware. Werls Bemühungen konnten mit intensiver Zweikampfführung und gutem Stellungsspiel meist bereinigt werden, bevor sie in aussichtsreicher Abschlussposition waren. Einige Nadelstiche konnten gesetzt werden, u.a. vergab Patrick Lietz, brachte aber mit großer Präsenz und Ballsicherheit immer mal wieder Ruhe rein.
In der 40. Minute klingelte es dann allerdings, als der Keeper der Preußen eine Kanone von Lietz nicht festhielt, Jonas Konrads Gedankenschnelligkeit mit seinem Sprinttempo mithalten konnte und er zur Führung abstaubte.
Bis zum Pausenpfiff von Schiedsrichterlegende Dieter Mauss geschah nicht mehr allzu viel.
Zur zweiten Hälfte kamen Jonas Falkenberg und Christof Wenglorz in die Partie, welche ihre Treter sonst für die 1. Mannschaft schnüren. Die Preußen versuchten das Spiel etwas offensiver zu gestalten, doch war auch mächtig Sand im Getriebe, sodass ihre Kommunikation untereinander immer ruppiger wurde und vom Tonfall teils an cholerische Wutausbrüche Heranwachsender erinnerte.
Dennoch kamen sie zu einigen mehr oder weniger gefährlichen Situationen. Einen Schuß aus der zweiten Reihe konnte Clément nur zur Seite abwehren und der Stürmer stand schon einschussbereit parat, hatte innerlich wohl schon den möglichen Jubel ausgearbeitet, da er nicht damit rechnete, dass der alte Mann im Tor so schnell wieder auf den Beinen wäre. So warf sich Clément in den Nachschuss und wehrte diesen noch zur Ecke ab.
In der Folge wurde die Partie merklich unruhiger, zweikampfbetonter und auch verbal etwas weniger kindergartentauglich. Die Werler konnten sich zwar teilweise in gute Abschlusspositionen bringen, doch fehlte ihnen die letzte Konsequenz oder ein Scheidinger Bein war im Weg. Im Gegenzug wurden von der 2ten einige zügige Konter gefahren. Unter anderem über Rittmann, Falkenberg und Konrad wurden hochklassige Chancen herausgespielt, die allerdings nicht in einen Ausbau der Führung umgewandelt werden konnten. Vielleicht spielten die müden Muskeln dabei auch eine Rolle.
Bis zum Ende der Partie war noch ordentlich Dampf unter dem Kessel, da die Werler nur ungern als Verlierer den Platz verlassen wollten. Die besseren Chancen hatte allerdings unsere Truppe, wenngleich die Treffsicherheit einfach nicht gegeben war. Bei einem Zusammenprall mit Jonas Konrad verletzte sich der Werler Keeper (keine langwierige Geschichte, Bier ging nach dem Spiel auch wieder), sodass sich ein Feldspieler das Torwarttrikot überziehen musste und gegen Konrad direkt seine vielseitigen Talente mit einer Glanztat unter Beweis stellte.
Trotz viel Aufwand blieb es am Ende beim Sieg unserer 2ten, der unterm Strich auch nicht unverdient war ;).
Mal was Anderes
Die meisten alphabetisierten und interessierten Leute werden es mitbekommen haben. Die Preußen aus Werl stehen momentan vor einem großen Umbruch, da ein Großteil (fast alle Spieler) der 1. Mannschaft den Verein verlassen hat oder wird. Die verbliebenen Kicker haben sich dazu entschieden, ihr Glück in der A-Kreisliga zu versuchen, was eine mächtige Herausforderung werden wird.
Ein Faktor, der bei der jetzigen Situation einen beträchtlichen Anteil ausgemacht haben soll, ist der schnöde Mammon. „Moment, Geld in der Kreisliga?! Gleich erzählste mir noch, dass die bei der FIFA korrupt sind!“, werden einige Naivlinge jetzt sagen. Geld spielt im Amateurfußball mehr als nur eine Komparsenrolle. Hier ein lesenswerter Bericht zu diesem Thema: https://www.sportschau.de/fussball/geld-amateurfussball-coronakrise-100.html
Eine kleine Aufwandsentschädigung, den Spieler für ihren Einsatz erhalten ist nicht zwangsläufig etwas höchst Verwerfliches. Allerdings kann eine zu große Fokussierung zu sehr problematischen Entwicklungen führen. Wir in Scheidingen wissen, wovon wir sprechen, schließlich gab es hier mal ähnliche Tendenzen, die zu einer nachhaltigen Umstrukturierung führten. Einen ähnlich beschwerlichen Weg haben jetzt die Werler vor sich, der langfristig aber erfolgsversprechender als der bisherige Ansatz sein könnte.
Zu einem Verein gehört nun einmal mehr, als eine spielstarke 1. Mannschaft, was durch die derzeitige Ausnahmesituation noch deutlicher wird. Vorwiegend ehrenamtliche Menschen betreuen die Kinder- und Jugendlichen, helfen bei Renovierungsarbeiten, wenden Würstchen auf dem Grill, schenken Getränke aus, bilden Fahrgemeinschaften, backen Kuchen und kümmern sich um alles, was so anfällt. Solche Menschen hält man nicht mit Geld bei der Stange.
Auch gehört der Bereich der Geselligkeit zu einem Kreisligaverein (egal, ob ambitioniert oder nicht) ebenso dazu. Wenn ich aber nur darauf achte, wieviel Geld ich aus den Verantwortlichen rausquetschen kann, werde ich wohl weniger Wert auf derartige Dinge legen.
Hier in Scheidingen ist etwas zusammengewachsen, auf das man stolz sein kann. Mädchen, Jungen, Frauen, Herren und Greise (gemeinsam mit den westfälischen Türken aus Sönnern) gehen ihrer Leidenschaft nach und betreiben ihren Sport teils sehr erfolgreich. Ein entscheidender Baustein ist die Loyalität, die durch Wertschätzung und gemeinsamen Zielen sehr stabil geworden ist. Anders ist es nicht zu erklären, dass gewisse Spieler nicht schon längst zu den Geldwedlern aus der Umgebung gewechselt sind.
Doch genug des romantisierenden Gelabers. Man kann Werl nur die Daumen drücken, dass sie die richtigen Schlüsse aus den Entwicklungen ziehen und den müden Adler wieder flugtauglich bekommen, denn als aktives oder passives Mitglied eines Fußballvereins gehört eine gewisse Grundsolidarität einfach dazu.