Endlich hat das Leben wieder einen Sinn…
Während die pomadigen Pseudoprofis schon längst wieder vor Geisterkulisse dem runden Leder hinterherjagen, mussten die leidenschaftlichen Kreisligakicker in ganz Kreis Soest die Füße stillhalten und Däumchen drehen. Aufgrund der verschiedenen Verordnungen waren die Trainingsmöglichkeiten naturgemäß massiv eingeschränkt. Dementsprechend mussten über diesen elendig langen Zeitraum andere Wege gefunden werden. Die meisten Kreisligahelden haben ihre sonst zur Dekoration genutzten Laufschuhe entstaubt und an ihrer Grundlagenkondition gearbeitet. Trotz des guten Willens und der sichtlich passenden Einstellung waren diese Einheiten in keinster Weise auch nur im Ansatz ein Ersatz für das echte Training. Selbst die ausgelassenen Taktikeinheiten an der Playstation konnten nur wenig an der immer weiter absinkenden Stimmung ändern. Obwohl im Flickenteppich des deutschen Föderalismus fleißig gelockert wurde, blieb den Fußballern nichts anderes übrig, als sich anderweitig fit zu halten.
Obwohl dieser Zustand sehr an der Verfassung der meisten Kicker genagt haben dürfte, gab es auch erfreuliche Neuigkeiten. Neben der 1. Mannschaft und der U-23 der Damen wurde auch der erneute Aufstieg der zweiten Mannschaft am grünen Tisch beschlossen. Demnach hat die Truppe vom Erfolgsduo Brans und Pyka nach dem Aufstieg in die C-Kreisliga nun den nächsten Meilenstein erreicht und greift in der noch zu terminierenden Saison in der B-Kreisliga an. Natürlich ist es für jeden Sportler schwierig, sich auf etwas vorzubereiten, wenn man noch gar nicht weiß, wann es eigentlich losgehen soll. Dennoch war die Stimmung innerhalb der Kommunikationskanäle nach den Verlautbarungen über die Aufstiegsregelungen ausgelassen und voller Vorfreude. Als die Politik dann auch noch ein Einsehen hatte und Mannschaftstraining unter bestimmten Bedingungen wieder erlaubt war, machten sich die Verantwortlichen an die Arbeit und ein Hygienekonzept wurde zu Papier gebracht (Danke für die Mühen!).
Vieles, was zu einem handelsüblichen Training einer Kreisligatruppe dazugehört, musste ersatzlos gestrichen werden. Auf Fahrgemeinschaften sollte verzichtet werden, die Ankunft (mit Mundschutz) am Platz sollte seitens der Spieler erst kurz vor dem Training stattfinden, was einigen Experten natürlich in die Karten spielte und etwaige Strafen für Verspätungen deutlich reduzierte. Die Umkleidekabinen, wie auch das Vereinsheim waren zu Sperrzonen auserkoren worden, wenn man vom Toilettengang absieht, der aber auch bezüglich des Weges vorgegeben war. Also kein Bier an der Theke, kein Duschen nach dem Training und möglichst zeitnah nach dem Ende der Einheit sollte das Gelände verlassen werden.
Obwohl viele Einschränkungen das übliche Prozedere unmöglich machten, war die Resonanz auf den ersten Trainingstermin seit gefühlten Jahren bemerkenswert. Also wollen wir uns nach dem üblichen Vorgeplänkel mit den wichtigen Dingen befassen. Wie lief der Aufgalopp der frisch gekürten Aufsteiger? Waren sie in der Lage Pässe zu spielen ohne zu stolpern? Wer hatte die schönste Maske? Hechelten die Kicker mit heraushängender Zunge nachdem sie 2 Runden gelaufen sind? Ein kurzer Erfahrungsbericht:
Vorweg sei erwähnt, dass den Spielern die Verunsicherung über die besonderen Rahmenbedingungen anfangs durchaus anzumerken war, die Vorgaben aus dem Hygienekonzept aber beachtet wurden.
Nach der zunächst zurückhaltenden Begrüßung ging es direkt auf den künstlichen Rasen, wo das obligatorische Kreisspiel stattfand. Kassenwart Siering legte schon im Vorfeld fest, dass die Höhe der Strafen heute verdoppelt werden sollte. Der erste Tunnel schlug gar mit 5 Euro zu Buche! Die lange Durststrecke musste schließlich kompensiert werden.
Die Trainer sprachen kurz zur Truppe. Zunächst wurde ein leicht abgemildertes Aufwärmprogramm durchgeführt, da die Fitnesszustände der einzelnen Spieler nicht auf dem Zenit ihres Schaffens waren. In wenigen Wochen sollen die Daumenschrauben samt Tabata (Foltermethode aus den Kerkern der Fitnessstudios) wieder angezogen werden, denn im Herbst könnte es wieder losgehen und die Kreisliga B wird zweifelsohne eine Mammutaufgabe für die junge Mannschaft werden.
Einige Passübungen folgten, bei denen man durchaus merkte, dass Feinjustierung noch vonnöten sein wird. Anschließend wurden den Keepern in verschiedenen Torschussvarianten die Pillen um die Ohren gepfeffert. Das obligatorische Abschlussspiel folgte. Man merkte, dass die Jungs einige Tage nicht mehr in der Konstellation gekickt haben, dennoch war der Ehrgeiz in vielen Situationen spürbar und so viel wie heute, wurde wohl noch nie miteinander auf dem Platz gesprochen.
Die Verabschiedung nach dem geglückten Neustart fiel kurz und bündig aus. Am nächsten Dienstag geht es weiter. Endlich!