Heute wollen wir mal in die mythische Glaskugel der prophetischen Weitsicht blicken und uns mit den Kindern und Jugendlichen beschäftigen, welche die Grundlage für einen erfolgreichen Vereinsbetrieb darstellen. Kinder sind unsere Zukunft und damit diese nicht vollkommen in die Buxe geht, sollte man die kleinen Racker möglichst früh im lokalen Fußballverein unterbringen.
Wenn man sich mit den Junioren in einem typischen Kreisligaverein beschäftigt, gilt es die überdimensionale Bandbreite der damit verbundenen Bereiche halbwegs im Auge zu behalten. Wer kümmert sich um die Blagen? Was ist beim Umgang mit den Kids zu beachten? Was lernen die ADHS Kinder und was nicht? Welche Probleme gibt es beim Betrieb einer Jugendabteilung? Das sind nur einige wenige Fragen, denen wir heute in bekannt investigativer Weise nachgehen werden.
Kinder sind super… super mega nervig. Jeder, der schon einmal das Vergnügen hatte zielorientiert mit den Kleinen arbeiten zu dürfen, sollte wissen, was ich meine (ich gehe bewusst das Risiko ein, dass ein wütender Mob von Eltern mein Heim heimsucht, um mich zu lynchen). Ich möchte nicht missverstanden werden. Es bereitet unheimlich viel Freude der nachfolgenden Generation essentielle Dinge, wie Notbremse, adäquates Pöbeln und die Funktionsweise einer Viererkette zu vermitteln. Aber ganz reibungslos geht das grundsätzlich nicht vonstatten, weshalb das Anforderungsprofil an einen Jugendtrainer komplex und kompliziert ist. Also, wer sollte sich um die Trainingsgestaltung kümmern und was sollte diese Person an Fähigkeiten mit sich bringen?
– Zeit: Um auch nur den Hauch einer Entwicklung vorantreiben zu können, muss der Trainer mindestens 3 Mal in der Woche ein Zeitfenster von annähernd 3 Stunden zur Verfügung haben bzw. die Arbeit (denn nichts anderes ist es) als Freizeitvergnügen auffassen. Die Trainingseinheiten wollen vor-und nachbereitet werden. Die Spiele am Wochenende (inklusive Fahrten) stehen ebenfalls auf der Agenda.
– Leidenschaft/Leidensvermögen: Um sich die notwendigen Zeitfenster freizuschaufeln, benötigt der potentielle Jugendtrainer eine gehörige Portion Leidenschaft. Einer meiner Jugendtrainer schaffte sich extra ein größeres Auto mit 7 Sitzplätzen an, um uns pubertierenden Abschaum zum Training und den Spielen zu chauffieren. Während der Einheiten und der Fahrten musste er sich sicher viel dummes Gequatsche anhören, nutzte die Gelegenheiten aber auch immer zu Vermittlung grundlegender Kompetenzen, wodurch wir beim nächsten Punkt wären.
– Pädagogisches Basiswissen: Wer mit Kindern arbeitet, sollte über gewisse Grundlagen im Umgang mit dieser besonderen Personengruppe verfügen. Wenn ein Erwachsener bei einer Übung nicht aufmerksam zuhört, kann man den schonmal vor der versammelten Truppe strammstehen lassen und ordentlich zusammenbrüllen. Mit einem 6-jährigen Schulanfänger sollte man anders umzugehen wissen. Außer man möchte seine Ruhe haben, denn bei solchen Verhaltensweisen liegen die Abmeldungen schneller auf dem Tisch als ein Überraschungsei im Kindermund verschwunden ist. Auch wenn der 10-jährige im entscheidenden Moment das verwaiste Tor verfehlt, sollte der Trainer dazu in der Lage sein, das Kind zu trösten und wieder aufzubauen, womit wir auch schon beim nächsten Punkt angelangt wären.
– Empathie: Der Jugendtrainer muss in der Lage sein, die sensiblen Gefühle der Heranwachsenden zu erkennen (denn häufig haben die Kleinen noch nicht die Fähigkeiten, um ihr Innerstes vor einer großen Gruppe nach Außen zu kehren) und entsprechend zu reagieren. Auch die Arbeit mit den Eltern stellt dabei einen wichtigen Eckpfeiler dar, wozu wir aber noch gesondert kommen werden.
– Fachspezifisches Fußballwissen: Wer den Kreisligahelden von Morgen das Pöhlen beibringen möchte, sollte wissen wovon er redet. Im Idealfall kann er seine müden Knochen noch dazu aufraffen einige Übungen selbst vorzumachen, denn so lernen Kinder am schnellsten. Gucken, dann nachmachen, dann besser werden als der Coach.
– ELTERN: Kommen wir zu einem der wichtigsten Punkte. Jeder Trainer, jeder Verein, jede Mannschaft, die im Jugendbereich tätig ist, benötigt engagierte (nicht überengagierte) Eltern. Ohne die Parentalgeneration, welche die Sprößlinge am Wochenende zu den Spielen kutschiert, wäre ein Spielbetrieb überhaupt nicht denkbar. Sie trösten nach Niederlagen, feuern an, kümmern sich um die Verpflegung, helfen an allen Ecken und Enden und stehen dem Trainer mit Rat und Tat zur Seite.
Da ich keine pädagogische Abhandlung über die Lernsituationen für die Juniorenspieler anfertigen möchte (das würde den Rahmen sprengen), möchte ich diesen Bereich möglichst kurz halten. Also, was lernen die Blagen?
– Frustrationstoleranz: Niederlagen, Gegentore, Fehlpässe und die geduldig zur Verfügung stehenden Betreuer ermöglichen den angemessenen Umgang mit negativen Erlebnissen.
– Soziale Kompetenzen: Da Fußball ein Mannschaftssport ist, lernt das Kind, mit anderen Menschen (auch mit denjenigen, die es nicht leiden kann) an einem Ziel zu arbeiten. Uneigennützigkeit, Fairness, Geduld, Akzeptieren hierarchischer Strukturen, Umgang mit anderen Meinungen sind nur einige der Beispiele.
– Selbstbewusstsein: Die zwangsläufig stattfindende Entwicklung im Bereich der fußballerischen Fähigkeiten, kann auf andere Bereiche übertragen werden.
– Belastbarkeit: Beim Training und in den Spielen geht das Kind an seine Leistungsgrenzen und teils darüber hinaus. Dementsprechend entwickelt es auch einen gewissen Ehrgeiz.
– Freude an der Bewegung: Gerade in Zeiten von Smartphonewischereien, Spielekonsolen und allgemeiner Bewegungsarmut lernen die Kinder, dass Bewegung Spaß macht. Die positiven gesundheitlichen Folgen muss ich hier nicht näher erläutern.
Wie man unschwer erkennt, lohnt sich die Mitgliedschaft in einem Fußballverein. Also, ab zur Arena am Bispingwald und die Anmeldunterlagen anfordern!
Sicher ist im Bereich der Junioren nicht alles eitel Sonnenschein. Die Hürden auf denTartanbahnen der Jugendabteilungen sind hoch. Fußball ist ein Volkssport und die Mitgliedsbeiträge dementsprechend so angepasst, dass man sich die Unterbringung seiner Kinder in der Regel halbwegs erlauben kann. Die entstehenden Kosten sind allerdings nicht unerheblich.
• Die Sportanlage: Der Platz selbst kostet Geld (ein Kunstrasenplatz ist meines Wissens nach mit einem mindestens 6-stelligen Eurobetrag zu finanzieren.
• Nebenkosten: Wasser und Strom nehmen auch einen nicht geringfügigen Teil innerhalb des Budgets ein. So ein Flutlicht verbraucht etwas mehr Energie als eine Taschenlampe.
• Materialien: Bälle, Hütchen, Tore, Hürden, Leibchen und das ganze andere Gedöns sind nicht gerade günstig. Man kann sich kaum vorstellen, was so ein paar Plastikteile kosten können.
• Trikots, Bekleidung: Sicherlich werden immer wieder Sponsoren herbeigezogen, deren Geldbörsen aber auch nicht mehr so leicht zu öffnen sind , wie es vor einigen Jahren der Fall war. Daher schießt der Verein oftmals auch eigenes Geld in die Anfertigung von Trainingsanzügen und Warmmachshirts.
• Zum Glück gibt es viele (leider weniger werdende) ehrenamtliche Menschen, die sich um allerlei Aufgaben kümmern.
Für einen jeden Verein ist eine gut funktionierende Jugendabteilung eine wichtige Investition in die Zukunft. In den Jahren werden die kommenden Kreisligahelden ausgebildet. Die Kinder identifizieren sich mit ihren Farben und freuen sich auf den Sprung in den Seniorenbereich. Im Idealfall kümmern sie sich im Laufe der Jahre auch selbst um die Ausbildung der Jugendlichen oder übernehmen andere Aufgaben im Verein.
Abschließend noch ein persönliches Dankeschön an alle Menschen, die in welcher Form auch immer, an der Arbeit im Jugendbereich beteiligt sind. Auch wenn ihr selten die Wertschätzung bekommt, die ihr verdient, bleibt am Ball!