Heute soll es um eine der wichtigsten Personalien rund um den Kreisligafußball gehen. Ohne den sogenannten Betreuer wäre das Betreiben einer Fußballmannschaft in den seichten Regionen des Amateurbereichs undenkbar, unmöglich, kurzum ein aussichtsloses Unterfangen.Warum eine der am meisten unterschätzten Positionen unverzichtbar ist, was ihn auszeichnet, was er so treibt, darum soll es heute gehen.
Beginnen wir mit den Aufgabenbereichen, welche die Aorta der Mannschaft so abdecken muss. Unschwer wird selbst der Blinde unter den Zyklopen sehen, dass die Bandbreite der Pflichten ebenso weitreichend wie anspruchsvoll ist.
Die offensichtlichen und hoffentlich jeden bekannten Tätigkeiten sind am neumodisch getauften „matchday“ zu bewundern. Die angeschwipsten Spieler trudeln schwankend am Platz ein und setzen sich in der Kabine auf die verwitterten Holzbänke, um den Kreislauf wieder in den Griff zu bekommen. Derweil kümmert sich der Betreuer um das korrekte Verteilen der Arbeitskleidung. Die liebevoll von Matsch, Rasenresten und Blut befreiten Polyestershirts werden sorgfältig gefaltet in die zittrigen Spielerhände übergeben. Ebenso die löchrigen Stutzen und die entsprechenden Buchsen.
Danach kümmert sich die kompetente Fachkraft um die Tätigkeiten, die den Trainer oftmals überfordern. Am mit Windows 98 ausgestatteten Rechner wird der Spielbericht vorbereitet, Namen geklickt, Eintragungen vorgenommen und dabei auf die in den Arbeitskampf tretende Internetverbindung geflucht.
Während sich die Helden mit den verknoteten Tretern abmühen und sich in die modern (also hauteng) geschnittenen Trikots zwängen, bereitet der Betreuer die existenziellen Getränke vor. Der Nachdurst lässt grüßen. Er mischt Pülverchen, Tabletten und sonstige geheime Ingredienzen in tausendfach gespülte Plastikflaschen. Er füllt diese mit dem kalkhaltigen Gebräu aus den Wasserhähnen auf und flüstert dabei wundersame Beschwörungsformeln vor sich hin.
Nun betreten die Stars unter tosendem Beifall die Arena und beginnen mit ihrem Aufwärmprogramm, was aber nur durch die vorausdenkenden Tätigkeiten des Betreuers möglich ist. Denn dieser hat die platten Pillen in mühevoller Einzelarbeit in den vorgeschriebenen Druckbereich gebracht.
Während das rituelle Aufwärmprogramm schleichend dahinplätschert, bereitet der Betreuer die medizinischen Utensilien vor. Im obligatorischen Plastikbehälter werden die Gegenstände geräumt, die in jeden gut sortierten Erste-Hilfe Kasten hineingehören. Höchste Priorität hat natürlich die Wunderwaffe der modernen westlichen Medizin, die grundsätzlich alle Leiden lindert. Richtig, ein Sixpack Eisspray. Ob Prellung, Platzwunde, offener Bruch oder sonstige Wehwehchen, Eisspray hilft immer! Dazu gesellen sich die kleinen Brüder des Eissprays, die Kühlakkus. Nicht zu vergessen, die seit 2 Jahren abgelaufenen Mullbinden und ein Streifen Pflaster. Bisher leider noch nicht in jeder Medibox vorhanden: Kippen und Alkohol.
Das Topspiel SV Kaff gegen Vorwärts Pusemuckel ist im vollen Gange. Der Betreuer ist ebenfalls aktiv. Er schwenkt die Fahne an der Seitenlinie, wenn das Spielgerät die schlangenlinienhafte Grenze übertreten hat oder wenn es ihm gerade in den Kram passt. Er notiert die Torschützen für den gedächtnisschwachen Trainer und hat die Zeit im Blick. Denn die Betreuer sind neben dem Schiedsrichter in der Regel die einzigen Menschen am Platz, die des Uhrenlesens mächtig sind.
Nach dem Spiel werden die auf dem gesamten Gelände verteilten Utensilien wieder ordnungsgemäß eingesammelt und verräumt. Die Eckfahnen ebenso wie die Spielgeräte, die nicht über den Zaun ins Bermuda-Dreieck geflogen sind. In der Kabine achtet der Betreuer penibel darauf, dass die Trikots in richtiger Weise den Weg in die entsprechende Tasche finden und nicht am siffigen Boden festkleben. Damit haben wir einen kleinen Einblick in die Pflichten am Tag des Herrn bekommen und schwenken das investigative Auge in die Bereiche, die nicht am Spieltag zu beobachten sind.
In gewisser Weise ist der Betreuer das Mädchen für alles. Also echt für Alles. Er ist der Herrscher über die Statistiken und fungiert als erster Ansprechpartner für den Trainer. Welche Spieler sind beim Erhalt der nächsten Karte von einer Sperre bedroht? Wer wird in zwei Wochen Schützenkönig? Wer ist der beste Torschütze des Gegners? Ist das nächste Spiel auf Rasen oder künstlicher Wiese? Spielt Blau- Weiß Am Arsch der Welt heute in blau oder in weiß? Fragen über Fragen und der Betreuer hat auf alles eine Antwort. Warum liegt hier eigentlich Stroh? „Mir doch egal, wir brauchen neue Magnesiumtabletten.“
Sicher würde der Vereinsbetrieb auch ohne das Vorhandensein eines Betreuers nicht komplett zum Erliegen kommen. Das wäre aber wie Kino ohne Popcorn, Fritten ohne Tunke, Alarm für Cobra 11 ohne Explosionen, RTL II ohne Frauentausch, DSDS ohne Dieter, Bier mit ohne Alkohol, Oktoberfest ohne Kotze, Nintendo ohne Super, Schiri ohne Pfeife… beliebig fortzusetzen
Danke an alle Betreuer! Auf dem Platz nicht zu gebrauchen, daneben unverzichtbar 😉