Nach den ganzen Spirenzken wollen wir uns nun mit den verschiedenen Positionen beschäftigen. Dabei sollen Sachlichkeit und Fakten wie gewohnt nicht zum Tragen kommen.
Beginnen werden wir diese Miniserie mit den Bescheuerten unter den Bekloppten. Richtig, es geht um den Torhüter.
Die Position zwischen den verbeulten Pfosten ist ja schon per Definition von exklusiver Natur, denn der Keeper darf als einziger Spieler stinkende Handschuhe tragen, mit denen er das Spielgerät ungestraft festhalten darf (ja, auch Feldspieler nehmen den Ball beim Einwurf in die Hand. Jetzt bitte Ruhe, niemand kann Besserwisser leiden.). Die Jobbeschreibung eines Torhüters hat sich in den vergangenen Jahren stark gewandelt, ist aber prinzipiell darauf herunterzubrechen, dass er den Ball am Überqueren der Torlinie hindern soll.
Es gibt Mythen, die besagen, dass immer der körperlich stämmigste Anwesende das Tor zu hüten hat. Das stimmt zwar so nicht, dennoch ist es bei einigen Mannschaften noch immer ein Kriterium. Macht ja auch Sinn, denn somit wird die größte Fläche des Tores blockiert. Eines haben die Typen aber gemeinsam. Ganz richtig in der Birne sind sie allesamt nicht. Es gehört ja schon eine gehörige Portion Schwachsinn dazu, sich aus 5 Metern ins ramponierte Gesicht schießen zu lassen und sich auch noch darüber zu freuen. Dementsprechend zeigen die behandschuhten Torhüter auch abseits des Platzes stärker ausgeprägte Verhaltensauffälligkeiten als der Rest der Truppe.
Der Alltag bzw. die allwochenendliche Beschäftigung eines Kreisligatorhüters kann sehr unterschiedlich aussehen. Wie bereits an anderer Stelle erwähnt, befinden sich die zu bespielenden Rasenflächen nicht immer in einem makellosen Zustand. Besonders zerschunden ist in der Regel der Fünfmeterraum, in welchem sich der Keeper vornehmlich aufhält. Dass dies mit dem klischeebehafteten Körpergewicht der Torverhinderer zusammenhängt, möchte ich an dieser Stelle vehement verneinen.
Da sich der bekloppte Kerl zwischen den Pfosten gerne durch die Gegend schmeißt, macht dies noch viel mehr Laune, wenn statt sattem Grün vertrocknete und mit Steinchen versehene Erde als Landefläche dient. Bei Regenwetter packt der erfahrene Kreisligatorwart auch ein paar Schwimmflossen ein, um in dem Naturteich das Seepferdchen nachzuholen.
Nun zu einigen typischen Situationen, die sich im Strafraum so zutragen. Ein ungeschriebenes Gesetz besagt, dass der Torhüter im Fünfmeterraum nicht angegangen werden soll. Das bedeutet aber zugleich, dass der Torhüter außerhalb dieser Schutzzone zur Jagd freigegeben wird. Wer sich aber gerne mit überharten Lederbällen den Körper bearbeiten lässt, soll sich gefälligst nicht so anstellen.
Da die Übersicht „von ganz hinten“ am besten ist, übernimmt der Torhüter selbstverständlich auch die Koordination seiner Vordermänner. Er dirigiert (einem Meisterschachspieler gleich) die Figuren, ordnet Gegenspieler zu, kommuniziert Freiräume, gibt Kommandos und Hinweise… So jedenfalls die Theorie. Meist brüllt er (einem Marktschreier gleich) ständig wirre und vage Befehle über den Platz. Statt individuell zuzuordnen, heißt es dann „Jeder hat einen!“ oder „Gegenspieler aufnehmen!“.
So wie es auch beizeiten Neuer, Fährmann und Co. passiert, so unterläuft auch den Kreisligahelden gelegentlich mal ein Patzer. Ein Rückpass schleicht sich hinterhältig am Bein des Torhüters vorbei. Eine Flanke wird ins eigene Netz befördert. Ein Schuss aus 50 Metern und mit einer Reisedauer von gefühlten 3 Minuten flattert am verdutzt dreinblickenden Tormann vorbei. Ein Sonntagsschuss wird durch Heben der Hand und dem beherzten Ausruf „Weg!“ oder „Drüber!“ ins Toraus befohlen, landet aber dann doch im aufnahmebereiten Netz. Mit solchen fatalen Fehlern kann man ja auf verschiedene Arten umgehen. Einige heben entschuldigend die Hand, andere blicken verschämt auf die matschige Kuhweide unter ihnen und würden es den Maulwürfen gerne gleichtun und ins Erdreich verschwinden. Richtig sympathisch sind allerdings die Zeitgenossen, die ein jedes Gegentor mit verbalen Wutausbrüchen in alle Himmelsrichtungen quittieren. Dann wird die eigene Mannschaft erstmal nach allen Regeln der Kunst langgemacht und auf ihren Anteil am Gegentreffer aufmerksam gemacht.
An guten Tagen kann der Choleriker allerdings auch zum unbezwingbaren Titanen mutieren, an dem die gegnerischen Stars verzweifeln. Bälle werden mit spektakulären Flugeinlagen aus dem Winkel gekratzt, bereits vollendet gedachte Torschüsse von der schiefen Torlinie gehebelt und reflexartig Körperteile in Schussbahnen befördert. Wenn dann mal wieder ein Rückpass am Keeper vorbei ins Tor eiert, wird er zwangsläufig von dieser Meisterleistung predigen, um den Fehler als absolute Ausnahme zu deklarieren.
Bekloppte halt…