Jeder, der sich in den endlosen Wirren des Internets auf die Seite einer Amateur-Fußballmannschaft verirrt, wird dies sicher nicht aus Versehen tun. Sei es die Leidenschaft für den einzig sinnvollen Sport seit Erfindung des homo sapiens oder die Verbundenheit mit dem Dorf, in dem man sich auf dem Schützenfest zum ersten Mal an den Rand des Deliriums gesoffen hat.
Warum tun sich Versicherungsmakler, Bauarbeiter, Landwirte und sonstige Stützen der Gesellschaft das eigentlich an? Also Kreisliga?! Woche für Woche werden die Körper auf den Äckern des Kreises gequält, Bänder überdehnt und gerissen, Knochen gebrochen, Schürfwunden verteilt und Bälle in empfindliche Körpergegenden gefeuert. An der Seitenlinie fiebern die Zuschauer mit, als ob es sich um die Mondlandung anno 1969 handeln würde und zeigen mehr Einsatz als so manche Spieler. Fußball ist und bleibt ein Phänomen, welches alle Bevölkerungsschichten betrifft. Jedenfalls diejenigen, mit funktionstüchtigem Oberstübchen.
In unregelmäßigen Abständen möchten wir einige der Bereiche beleuchten, die unseren geliebten Amateurfußball betreffen. Warum? Weil wir es können. Habt ihr zu viel Langeweile? Ja offensichtlich. Die Sommerpause zehrt schon ordentlich an den Nerven und die Entzugserscheinungen nehmen langsam Überhand. Um diesem unsäglichen Zustand etwas entgegensetzen zu können, möchten wir dies mit einigen nicht ganz ernst gemeinten Texten kompensieren und die Wartezeit bis zur nächsten Saison etwas überbrücken.
Starten wollen wir mit den Arenen, in denen sich die mutigen Gladiatoren der Gnade des gnadenlosen Publikums aussetzen.
Um Fußball zu spielen, braucht man bekanntlich nicht viel. Diesem Motto folgen auch viele der Spielstätten, die man als Anhänger einer Amateurmannschaft am Wochenende bereist. Wo findet man die Tempel der Kreisliga, was macht die Anlagen aus und wie sieht es mit der Beschaffenheit des zu bespielenden Platzes aus? Das sind nur einige der Fragen, denen wir in den folgenden Beiträgen nachgehen werden. Journalistische Sorgfalt, objektive Nüchternheit oder gar sachliche Analysen werden hier allerdings keine Anwendung finden.
Sonntags vormittags, die Birne dröhnt noch vom Knobeln und dem damit einhergehenden Verzehr verschiedener Getränke an der Theke. Auf zum Spiel. Dem Navi sei Dank reist man über schlaglochübersäte Feldwege, die sonst nur von Traktoren befahren werden. Ortsschilder verraten einem Namen, die man noch nie zuvor gehört hat. Zwangsweise übersieht man auch die Blitzer, die man ebenfalls noch nie gesehen hat. Irgendwann kommt man dann schließlich an. Die Sportplätze verstecken sich entweder in Sackgassen, mitten im Wald, am Rande des Industriegebietes, neben der obligatorischen Schützenhalle oder wie in der Metropole Werl, im Sportpark. Kurz gesagt, es braucht schon einen durchsetzungsstarken Willen, um die Arenen zu finden.
Die Vielzahl von Sportplätzen weisen teilweise höchst unterschiedliche Gestaltungsvariationen auf. Daher möchten wir die hauptsächlichen Bestandteile vor die Linse halten und den Fokus scharf stellen. Beginnen wollen wir diese kleine Reihe mit dem Sportheim bzw. Vereinsheim.
Das Sportheim/ Vereinsheim
Beim „Sportheim“ handelt es sich in der Regel um eine kneipenartige Örtlichkeit, die noch wichtiger als das Vorhandensein eines Spielgerätes ist. In gewisser Weise könnte man auch „VIP-Lounge“ dazu sagen.
Hinter der Theke wird die Grundlage für das 90- minütige Spektakel gelegt. Die fleißigen Pächter versorgen die angeschlagenen Zuschauer mit fettigen Frikadellen, knackigen Bockwürsten, Weingummi, anderen süßen oder salzigen Leckereien und legen Wert auf die ausreichende Beachtung des Flüssigkeitshaushalts. In der Regel finden sich an der Theke auch die Edelfans, die dem Heimatverein bereits seit unzähligen Jahrzehnten die Treue halten. Mit Blick auf das Spielfeld fachsimpeln die Experten gerne über das müde Gekicke der Kreisligahelden und erinnern sich an ihre Zeiten auf den Schlachtfeldern der Soester Börde.
Allgemein ist der Innenraum eher zweckdienlich gestaltet, sodass wenig Spielraum für exotische Designabenteuer zur Verfügung steht. Eine hölzerne Theke, die mit einigen Hockern bestückt ist, stellt allerdings das Minimum an Mobiliar dar. Funktionierende Sanitäranlagen mit den obligatorischen Schildern zur Klobürstennutzung dürfen natürlich auch nicht fehlen. Schließlich erzeugt Gerstensaft einen erhöhten Harndrang. Die getäfelten oder mit 80er Jahre Raufasertapete beklebten Wände dienen zugleich als begehbares Vereinsmuseum. Urkunden, Wimpel, Mannschaftsfotos aus den Gründungsjahren, Zeitungsartikel und anderer Firlefanz sind da zu bestaunen. An den Wänden befinden sich oftmals auch Regale, auf denen die Titelsammlung vor sich hinstaubt. Wanderpokale, Trophäen von Turnieren, Meisterschalen und ähnliche Erinnerungen an vergangene Triumphe stehen da stolz nebeneinander.
Eine gut ausgestattete Anlage verfügt zwangsläufig auch über die fast schon obligatorische Frittenschmiede. Hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Die gut betankten Zuschauer wollen schließlich auch über eine nahrungstechnische Grundlage für das flüssige Gold aus den Zapfhähnen verfügen. Hier gibt es (wie bei allen Merkmalen) unterschiedliche Ansätze. Da die Anzahl der zu erwartenden Zuschauer stark schwankt, sind die Fressstationen bezüglich ihrer Ausstattung verschiedenartig ausgeprägt. Bratwurst ist ein Muss. Ob die in Eigendarm gepresste Fleischmasse auf einen Elektrogrill vom Woolworth platziert wird oder der stilvolle Holzkohlegrill angeschmissen wird, ist dabei eine Frage der Konzeption. Je nach Auslastung werden frittierte Kartoffelstäbchen zu der Wurst gesellt und mit ordentlich Tunke übergossen. In der Freiluftküche oder im geklinkerten Büdchen stehen oftmals freiwillige Mitglieder des Vereins (Eltern, ausgediente Spieler, Kassenwarte oder der Pächter selbst wendet das Grillgut). Nach dem Abpfiff gönnen sich dann auch die Gladiatoren eine Portion Kohlenhydrate.