Ob die Spielleitende Stelle das wohl bei Erstellung des Spielplans im Sommer letzten Jahres schon geahnt hat? Oder ob Alexandra Spiekermann als erfahrene Staffelleiterin einfach großen Fußballsachverstand besitzt? Wir setzen das Letztere voraus und können nur anerkennend zustimmen: Das war ein Abschlussspieltag, wie er spannender nicht hätte sein können!
Die Paarungen: SuS gg. SV Bommern = die Gäste aus dem Wittener Stadtteil hatten fast die gesamte Serie Platz eins inne, ehe sie sich zwei Niederlagen leisteten und chancenlos auf den dritten Platz zurückfielen (37). Konkurrent Berghofen spielte auf eigenem Platz gegen die im Mittelfeld der Tabelle rangierende JSG Unna.
Die Hinspiele: Unsere Mädels unterlagen im Hinspiel Anfang Dezember den körperlich haus hoch überlegenen Gastgeberinnen mit 0:2, während Berghofen locker mit 4:1 in Unna siegte.
Die Möglichkeiten: SuS verliert gg. Bommern u. Berghofen gewinnt gg. Unna = Berghofen steigt auf. SuS verliert gg. Bommern u. Berghofen spielt Remis = SuS steigt auf. SuS spielt Unentschieden u. Berghofen gewinnt mit mehr als acht Toren Unterschied = Berghofen steigt auf. SuS spielt unentschieden u. Berghofen gewinnt mit höchstens sieben Toren Differenz = SuS steigt auf. SuS und Berghofen verlieren = SuS steigt auf. SuS gewinnt = dann konnte Berghofen spielen wie sie wollten, es hätte nur unser SuS aufsteigen können………. Puh – Einstein lässt grüßen!
Die Vorbereitung: Die Berghofener hatten vorab zig Mal mit Bommern telefoniert und um deren „Hilfe“ gebeten – es hätte nicht zum Schaden von Bommern sein sollen…… Bommern sollte zu jeder Zeit „live tickern“ damit Berghofen immer auf dem aktuellsten Stand war. Natürlich hatten auch unsere Trainer mit dem befreundeten Unneraner Coach vorab Kontakt, doch dummerweise war dieser im Kurzurlaub und somit gar nicht beim Spiel dabei.
Das Spiel: Das Thermometer kannte am gestrigen Sonntag nur eine Richtung und meinte es gut – mit den Zuschauern, denn diese freuten sich, konnten sie in Short und T-Shirt zum Platz kommen und sich obendrein noch kostenlos bräunen lassen!
Für die Mädels auf dem Platz eine schon fast brutale Situation: Bei gut und gerne 27 ° C. Lufttemperatur und Windstille war jeder Schritt doppelt anstrengend. Davon ließen sich aber beide Teams nicht beeindrucken und begannen konzentriert. In den ersten zehn Spielminuten waren beide Sechzehner „Verbotene Zonen“. Doch nach und nach erspielten sich unsere Mädels Feldvorteile. Aus einer sicheren Abwehr über Keeperin Sarah bis zu „Chef Mara“ und ihren Außen Anna und Leonie wurde die Kugel in`s Mittelfeld gespielt, hier übernahmen Vivien, Emma und Laufwunder Lea das Kommando und setzten ihre Mitspielerinnen Alicia, Linda, Sina und Jule das ein oder andere Mal gut in Szene. Aufregung in der zweiundzwanzigsten Minute: Sina hatte sich prima auf Links durchgesetzt und den Ball zu Linda gespielt. Diese umkurvte im Strafraum ihre Gegenspielerin und schoss Richtung Tor. Der Ball wurde aber unglücklich aber dafür um so deutlicher von der Hand einer Abwehrspielerin aufgehalten. Klare Sache: Elfmeter. Kein Reklamieren der Gäste.
Eine nervenaufreibende Situation. Jetzt, in dieser Situation, bei diesem Spielstand unter den genannten Voraussetzungen zu schießen, bedarf schon echt Mut. Wir hatten das nicht trainiert – wer sollte schießen? Leonie Bilke schnappte sich die Kugel, legte sie sich zurecht und setzte den Ball an den rechten Außenpfosten. Mist, vorbei die Möglichkeit zur Führung. Doch wer will Leonie das übel nehmen? Es geht um den Aufstieg – und da spielen die Nerven schon eine enorme Rolle.
Egal – weiter geht`s.
Zunächst leicht geschockt erholten sich unsere Mädels schnell, ohne jedoch zu zwingenden Torchancen zu kommen. Eine solche – im Fachjargon 100%ige genannt – bekamen dann die Gäste, nachdem sie sich geschickt über links nach vorne spielten und ihre Stürmerin die Kugel an der herauseilenden Sarah Kalkstein zwar vorbei brachte …. aber zu unserem Glück schlug der Ball nicht in`s Tornetz, sondern nur in den Ballfangzaun ein. Das war eine Riesenmöglichkeit für Bommern……
Halbzeit: Unsere Mädels saßen erschöpft mit einem Kühlpack vor der Stirn oder im Nacken in ihrer Kabine und wurden von ihren Coaches Steffen u. Thomas aufgebaut und neu eingestellt. „Es ist alles gut – Nicht`s ist passiert – noch letzte vierzig Minuten quälen – kommt Mädels: WIR schaffen das!“
Ist natürlich leichten gesagt als getan, doch unsere Mädels zeigten den Willen, der sie die ganze Saison über ausgezeichnet hatte! Der Minutenzeiger hatte sich erst zwei Mal gedreht, da erhallte ein lauter Jubel über den nahen Bispingwald.
Linda Bange, ja natürlich Linda Bange, wurde perfekt von Vivien angespielt, drehte sich und jagte den Ball an Freund (Mitspielerinnen) und Feind (Bommerns gute Torhüterin) vorbei ins Netz! 1:0 – welch eine Erlösung – doch es war immer noch fast die komplette zweite Hälfte zu absolvieren.
Unter lautstarkem Anfeuern unserer Damenspielerinnen (hierfür noch ganz lieben Dank!) lief die Uhr weiter und weiter. Es kam der versteckte Hinweis an unsere Trainer: Unna führt in Berghofen! Doch das bekamen unsere Spielerinnen natürlich nicht mit.
In der 65. Minute dann unser erster Wechsel: Melli ersetzte Alicia im Sturm und beschäftigte fortan ihre Gegenspielerin mehr, als es ihr lieb war. Noch ne Viertelstunde – gefühlt ca. dreißig Minuten! Nichts mehr anbrennen lassen Mädels!
In der 72. Minute hätte Linda dann alles klar machen können, doch verfehlte ihr Schuss aus zehn Metern das Gästetor nur um Millimeter. So blieb es bei unserer knappen Führung. Doch Bommern war platt – sie hatten schon drei mal gewechselt und keine weitere Reservespielerin mehr auf der Bank. Wir jedoch konnten noch reagieren: Sophie kam für Jule, Laureen für Sina und Debütantin Emma (die zweite) für Linda. Und beinahe wäre es Neuzugang Emma II. vorbehalten gewesen „den Sack zu zu machen“, doch ihr strammer Schuss verfing sich in den vielen Abwehrbeinen und wurde noch zur Ecke abgewehrt.
Der gut und sicher leitende Schiri zeigte an: Noch drei Minuten Nachspielzeit – nur noch einhundertachtzig Sekunden … los Zeiger, lauf!! Und das tat er, ohne das die Gäste noch einmal gefährlich vor unser Tor kamen. Neue Nachricht aus Berghofen: Unna führt 2:0!!
Abpfiff – Jubel – Jubel – Jubel – hier und da und dort – überall!!
Die Spielerinnen lagen sich in den Armen, die Trainer ebenfalls und die vielen, vielen Eltern ebenso – und unsere Fans besangen lautstark den neuen Bezirksligameister und Aufsteiger in die Westfalenliga: ihre SuS-Mädels. „Spitzenreiter, Spitzenreiter, hey hey – wer nicht hüpft, der ist kein Meister, hey hey.“
Gänsehaut pur, als die Staffelleiterin unserem Käptn Vivien die Meisterurkunde (und einen Bundesligaball) überreichte – und auch Freudentränen liefen. Wann darf man soetwas auch schon erleben??!!
Schnell wurden die Meistershirts übergezogen (na, wer hatte die denn besorgt??) und hunderte Fotos geschossen, Videos gemacht und und und.
Was für ein Tag – was für ein Spiel: Es hat gereicht!! Meister – wir sind Meister!!
„Es gibt Situationen, da muss man sich kneifen lassen um zu realisieren, was da gerade passiert ist. Ist das wirklich wahr?“ Unsere Trainer Steffen u. Thomas wollten und konnten es immer noch nicht glauben! Was hatten ihre Mädels für eine verrückte Rückrunde hingelegt? „Zum Ende der Hinserie hatten wir sieben Punkte Rückstand auf das führende Team aus Bommern – eigentlich uneinholbar. Und dann diese Rückrunde: Neun Spiele – neun Siege – nicht ein einziger Punktverlust – nur neun Gegentreffer in 18 Spielen – letztendlich fünf Punkte und elf Tore vor dem zweit platzierten – bombastisch!“
Lange nach dem Spiel saßen die Mädels noch mit ihren Eltern, Fans und Förderern sowie den kompletten Damenteams zusammen um diese „Titelwoche“ ausklingen zu lassen, denn immerhin hatten unsere Damen drei Tage zuvor auch noch souverän den Kreispokal gewonnen! Man, was tut das gut.
„Die nervliche Belastung war schon enorm – für alle: Spielerinnen, Trainer und Eltern! Alle fieberten diesem Spiel entgegen und nun haben wir es geschafft. Absolut verdient – da gibt es nicht den leisesten Zweifel“ war auch Andreas Trümmel, der Mann mit der Winterjacke, überglücklich.
Und hier die Auflösung: Die dicke (Stadion)Jacke hatte Andreas im ersten Rückrundenspiel (in Wickede) an, danach auch beim zweiten, dritten usw. – klar, da war es auch noch kalt und ungemütlich draußen. Doch aus Aberglaube behielt er seine dicke Jacke als Art Talismann weiter an und brachte unseren Mädels wahrlich Glück – bis zum letzten Spiel – bei annähernd dreißig Grad! Man(n) muss schon ein bisschen verrückt sein, oder?
Geschafft (wir alle) – Geschafft (der Aufstieg) – Geschafft (einfach alles)
Es uh Es – Es uh Es – NUR der Es uh Es!!!