Heute vor 72 Jahren

Der SuS wird gegründet und feiert Heute seinen 90-zigsten Geburtstag

Am 05. Juni 1946 fand die Gründungsversammlung des SuS Scheidingen in der Gaststätte Foschepoth statt. Man trat die Nachfolge des BvS Scheidingen an, der im Jahr 1928 gegründet wurde.

Nach dem Ende des grauenhaften 2. Weltkrieges, normalisierte sich das Leben in Deutschland ganz langsam aber sicher. Das Leben war geprägt von Armut und Zerstörung. Von Flüchtlingsströmen und vom Makel ein Teil des Systems gewesen zu sein. Die Briten hatten in dieser Zeit das Sagen in Scheidingen. Nichts desto trotz war ein Teil der Dorfbevölkerung der Meinung, dass die Jugend zu viel abhängt, und zu viel Blödsinn veranstaltet. Es musste also wieder ein Sportverein her! Dieser würde ihnen eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung geben, und dort könnten sie ihre überschüssigen Kräfte los werden. Außerdem hätte man die Jungs dann ganz gut im Visier.

Die britische Militärregierung hatte aber klare Vorstellungen über die Personen die im Vorstand sein durften, und diverse Spielregeln für die Struktur des Vereins. Vorstandmitglieder durften nichts mit Naziverbrechen, oder verbrecherischen Organisationen der NSDAP zu tun gehabt haben. Dies wurde von den britischen Behörden überprüft! Die vorgeschlagenen Personen, die den Vorstand bilden sollten, mussten ferner schriftlich erklären, dass sie den Ideologien der Nazis nie wieder folgen würden. Man galt dann als entnazifiziert. Nun kann Jeder über das naive Verfahren denken was er will, aber so war es. Es musste weiterhin ein schriftliches Protokoll über eine Gründung, oder einen Bestand dieses Vereins vorgelegt werden. Protokolle des alten BVS gab es keine mehr. Sie waren in den Wirren des Krieges verloren gegangen.

So wurde dann nach langem Ringen eine Gründungsversammlung einberufen. Diese wurde am 05.06.1946 in der Gaststätte Theodor Foschepoth abgehalten. Mit dem folgenden Plakat wurde für den Besuch der Versammlung geworben.

Plakat zur Gründungsversammlung am 05.06.1946
Plakat zur Gründungsversammlung am 05.06.1946

Es hatte lange gedauert, bis man jemanden fand, der bereit war diese Versammlung zu leiten. Auch damals gab es schon diese Schlaumeier, die wussten das es einiges an ehrenamtlicher Arbeit mit sich bringt, wenn man sich dort als Versammlungsleiter betätigt. So kam es, dass Fritz Westhaus erkoren wurde. Fritz war nie der arbeitsscheue Typ, immer freundlich und gut gelaunt, intelligent und kreativ. Ohne ihn hätte der SuS die erste Zeit wohl nicht überstanden. Auch in den Fünfziger-und Sechziger Jahren war Fritz oft Alleinunterhalter im Vorstand. Er war über 20 Jahre als Schriftführer für den SuS tätig. Dies kommt dem heutigen Geschäftsführer gleich. Der SuS ist ihm zu tiefstem Dank verpflichtet.

Fritz Westhaus 1951
Fritz Westhaus 1951

In der gut besuchten Gründungsversammlung gab es dann folgendes Wahlergebnis:

1. Vorsitzender Ferdinand Reuther
2. Vorsitzender Josef Vickermann
Schriftführer Fritz Westhaus
Kassierer Franz Westerhoff
Jugendwart Josef Nunnemann

Dann wurden noch die Vereinsfarben, das Vereinslokal und natürlich der Name des Vereins festgelegt.
Der Landwirt Franz Schulte-Bisping hatte sich bereit erklärt ein Gelände zur Ausübung des Fußballsports zur Verfügung zu stellen. Dieses befand sich vor der heutigen Vogelstange der St. Hubertus Schützenbruderschaft. Mit großem Respekt sprach Willi Vickermann immer von dieser Versammlung. Wörtlich sagte er zu mir:

„Schwede überleg mal. Ich war gerade 18 Jahre alt. Wir saßen da mit einigen jungen Männern, und dann durften wir die Leute wählen, die den Vorstand bilden sollten. Eine Wahl! Das kannten wir doch gar nicht. Das war ein erhabenes Gefühl. In der Zeit der Nazis wurde ja immer irgend ein Ar……. in ein Amt beordert und bestimmt. Für uns jungen Leute war das ein einmaliger Abend. Ich werde das nie vergessen.“

Kopie des Protokolles von 1946
Kopie des Protokolles von 1946

Dieses Protokoll musste über das Amt Werl bei der Britischen Militärverwaltung eingereicht werden.
Im Frühjahr 1947 kam dann die Erlaubnis der Briten, zur Betreibung des Fußballsports in Scheidingen.

Franz Melchers und Ferdinand Reuter

Das Vereinslokal des SuS

Die erste Vereinswirtin des SuS Franziska Foschepoth, die alle nur Ziska nannten.
Die erste Vereinswirtin des SuS Franziska Foschepoth, die alle nur Ziska nannten.

 

 

 

 

Der erste Platz des SuS nach dem Krieg. Am Bispingwald
vor der heutigen Vogelstange.

SuS Scheidingen 1.Mannschaft 1947-1950 V.l. Kurt Spies, Hans Zöllner, Erich Foschepoth, Emil Gossling, Dieter Stricker, Heinz Führing, Julius Marhoff, Kurt Winkelmann, Fritz Nunnemann, Rudi Hochheimer, Kapitän Willi Hochheimer, Obmann Josef Schanzmann.
SuS Scheidingen 1.Mannschaft 1947-1950
V.l. Kurt Spies, Hans Zöllner, Erich Foschepoth, Emil Gossling, Dieter Stricker, Heinz Führing, Julius Marhoff, Kurt Winkelmann, Fritz Nunnemann, Rudi Hochheimer, Kapitän Willi Hochheimer, Obmann Josef Schanzmann.

Es war in den Jahren nicht leicht eine Seniorenmannschaft zusammen zu bekommen. Viele waren im Krieg gefallen. So stießen durch Mundpropaganda einige Spieler aus Soest dazu. Wie Kurt Spies und die Hochheimer-Brüder etc. Kurt Spies vollendete am 10.05.2012 sein 90 Lebensjahr. Aus dieser Mannschaft lebten zu diesem Zeitpunkt nur noch Kurt Spies und Willi Hochheimer. Bei dieser Feier, bei der Fitti Koch und der Autor dieses Artikels zu Gast sein durften, lüfteten die beiden Senioren das Geheimis. Das Geheimnis, warum sie solange in Scheidingen gespielt haben. Willi Hochheimer ist inzwischen verstorben. Kurt Spies lebt noch. Er ist der letzte einer außergewöhnlichen Mannschaft und erklärte:

Wir Städter hatten nach dem Krieg nichts zu essen. Nach dem Spiel gab es für uns immer Wurst und Speck, Kartoffeln und Eier, Obst und Gemüse usw. Wir waren also die ersten Söldner im Kreis Soest, erklärten die beiden betagten Herren mit einem jugendlich verschmitzten Lächeln.

Die erste Jugend nach dem Krieg 1948 V.l. Stehend Obmann Stapel, Franz Becker, Wilfried Hering, Otto Schomacker, Ernst Nölken, Manfred Sengera. Knieend v.l. Franz Schwennecker, Fredi Hansel, Hubert Loeser. Sitzend v.l. Theo Wiese, Willi Augustin, Willi Wilms.
Die erste Jugend nach dem Krieg 1948 V.l. Stehend Obmann Stapel, Franz Becker, Wilfried Hering, Otto Schomacker, Ernst Nölken, Manfred Sengera. Knieend v.l. Franz Schwennecker, Fredi Hansel, Hubert Loeser. Sitzend v.l. Theo Wiese, Willi Augustin, Willi Wilms.

Da der SuS in den folgenden Jahren nur bedingte finanzielle Mittel zur Verfügung hatte, wurde mit allen möglichen Veranstaltungen versucht Geld in die Kasse zu bekommen.Übrigens musste bis in die späten Fünfziger Jahre der Beitrag Sonntags, nach dem Hochamt in der Gaststätte Foschepoth in bar entrichtet werden. Franz Westerhoff und Fritz Westhaus mussten also jeden Sonntag bei Seppi sitzen und die Beiträge einkassieren und verbuchen. Eigentlich gar kein schlechtes Ehrenamt!

Fahrt zum Auswärtsspiel 1947. Treffen wie immer vor Gaststätte Foschepoth. Heute Sonu Grillhaus
Fahrt zum Auswärtsspiel 1947. Treffen wie immer vor Gaststätte Foschepoth. Heute Sonu Grillhaus

1964 bezog man dann endlich das neue Gelände an der „Großen Breite“. Am 24.07.1964 erteilte Pastor Georg Holthaus den kirchlichen Segen, und vollzog damit die symbolische Freigabe des neuen Sportplatzes. Es wurde ein regelrechtes Volksfest, nicht zuletzt dadurch, weil es die Krönung eines Gemeinschaftswerkes darstellte. 18 Jahre hatte der SuS den Sportplatz am Bisping-Wald genutzt, nun konnte er sich mit Stolz dieses Platzes rühmen. Der Samstag stand ganz im Zeichen von Pokalspielen und des Einlagespiels Maler gegen Maurer. Der Festzug am Sonntag bot ein farbenprächtiges Bild, an dem auch

Von links: Erich Reuther, Fritz Schlüter, Lehrer Hötte, Pastor Holthaus.
Von links: Erich Reuther, Fritz Schlüter, Lehrer Hötte, Pastor Holthaus.

die Turnerriegen des TV Flerke teilnahmen, die anschließend auf dem neuen Sportgelände durch Tänze ihr ganzes Können darboten. Franz Schulte-Bisping, der das Gelände des früheren Sportplatzes uneigennützig zur Verfügung gestellt hatte, bekam dafür als erstes Mitglied die goldene Ehrennadel des SuS überreicht.

Traditionsmannschaft 1964
Traditionsmannschaft 1964

Diese Traditionsmannschaft bestritt ein Einlagespiel gegen die Erste Mannschaft des SuS. V.l. stehend: Erich Reuther, Willi Hochheimer, Kurt Spies, Julius Marhoff, Emil Gossling, Eberhard Junkermann, Heinz Führing, Otto Schomacker, Kurt Winkelmann, Fritz Nunnemann. Hockend v.l. Werner Hering, Franz Foschepoth, Heinz Hering, Erich Foschepoth und Hans Zöllner.

Mit diesem Schritt bzw. Umzug wurde der SuS mehr oder weniger in die frühe Moderne entlassen. Doch im Laufe der Jahre wurde der Sportverein immer mehr von der wirklichen Moderne abgehängt. Geduscht wurde immer noch bei Foschepoth. Kabinen konnten aus baurechtlichen Gründen an der „Großen Breite“ nicht gebaut werden. Genau diese baurechtlichen Gründe, zwangen den SuS Anfang der Achtziger Jahre, sich nach einem neuen Areal umzusehen.

Hierzu musste man die Gemeinde Welver mit im Boot haben. Vor 35 Jahren war das noch genau so, als wenn der „Liebe Gott “ den Teufel um Hilfe bitten müsste. Der damalige Gemeindedirektor Max Herberg ließ absolut keinen Knüppel liegen. Im Gegenteil; jeden den er fand, warf er dem SuS zwischen die Beine. Hinzu kamen aberwitzige Auflagen vom Kreis Soest und vom RP in Arnsberg. Aber der SuS setzte sich letztendlich doch durch.

Im Mai 1984 flatterte Erich Reuther endlich der Bewilligungsbescheid des RP Arnsberg ins Haus. Der RP hatte 80.000 DM Zuschuss zum Bau des neuen Sportplatzes bewilligt. So endete endlich eine völlig zermürbende Planungsphase, die Anfang 1981 begann.

Bericht des Anzeigers zum Bewillungsbescheid 19.05.1984
Bericht des Anzeigers zum Bewillungsbescheid 19.05.1984
Sportplatz Große Breite 1968 A-Jugend SuS - BSC Eintracht Südring Berlin
Sportplatz Große Breite 1968 A-Jugend SuS – BSC Eintracht Südring Berlin
Sportplatz Große Breite 1968 A-Jugend SuS - BSC Eintracht Südring Berlin
Sportplatz Große Breite 1968 A-Jugend SuS – BSC Eintracht Südring Berlin

So sah es 1968 in der Großen Breite aus. Im Hintergrund wird kräftig gebaut.

Der erste Rasenmäher beim SuS. Theo Pöppinghaus hatte die undankbare Aufgabe! Das Bild entstand 1969 auf dem Hof Pöppinghaus und zeigt Theo Pöppinghaus im Alter von 16 Jahren mit dem Ungetüm.
Der erste Rasenmäher beim SuS. Theo Pöppinghaus hatte die undankbare Aufgabe! Das Bild entstand 1969 auf dem Hof Pöppinghaus und zeigt Theo Pöppinghaus im Alter von 16 Jahren mit dem Ungetüm.

Es dauert auf jeden Fall noch einige Zeit bis der neue Sportplatz am Waldweg gebaut werden konnte. 1987 wurde er dann eingeweiht.

Bildergalerie vom Sportplatzbau am Waldweg

Trotzdem fehlte immer noch etwas. Ach ja ein Sportlerheim. Hier scheiden sich die Geister. Für die damaligen Verhältnisse sicherlich ein großer Erfolg, wenn man die finanziellen Mittel und die Verhältnisse im Welveraner Rathaus betrachtet. Heute muss man leider konstatieren, dass die Planungen anders hätten laufen müssen. Nichts desto trotz baute man 1989 das Sportlerheim, welches im Jahr 1990 eingeweiht wurde.

Bildergalerie vom Sportlerheimbau des SuS 1989/1990

Zwischendurch gab es immer wieder Projekte, die den SuS´lern einiges abverlangten. Bau der Frittenschmiede! Bau der Tribüne usw. usw. usw.

Das bisher letzte Mammutprojekt war die Umwandlung der Rasenplatzes in einen Kunstrasenplatz im Jahr 2003-2004.

Bildergalerie vom Umbau des Rasenplatzes in einen Kunstrasenplatz

Bildergalerie von der Einweihung des Kunstrasenplatzes 2004

Letzter völliger Irrsinn im Dasein des SuS war der Bau des Soccerplatzes. Im Jahr 2013 baute der SuS mehrere Soccerplätze in einer Dortmunder Indoorhalle ab. Die ganzen Klamotten wurden bei Thomas Kree und Theo Pöppinghaus zwischen gelagert, um 2015 mit dem Bau eines Soccerplatzes zu beginnen. Man muss schon ziemlich benagelt sein, um so ein Ding durchzuziehen. Aber Heute ist er schon ein unverzichtbarer Teil der SuS- Platzanlage.

Bildergalerie vom Abbau der Soccerhalle in Dortmund April 2013

Bildergalerie vom Bau der Socceranlage

Bildergalerie vom Bau der Socceranlage

Bildergalerie Endphase vom Bau des Soccerplatzes 2015